Fast genau ein Jahr nach Johanna´s erster
Delfintherapie brachen wir Ostern 2012 erneut nach Curacao auf. Die Eindrücke
vom letzten Jahr hatten uns sehr bewegt und Johanna strahlte auch nach Monaten
immer noch so wach und freudig, wenn sie ihr Gee-Gee Bild anschaute, dass wir
uns – auch ohne zu wissen, ob wir die Therapiekosten wohl zusammen bekommen
würden – ein zweites Mal für die Therapie angemeldet haben.
Die Erfahrungen
vom letzten Jahr ließen uns ein paar Änderungen vornehmen: Wir fuhren diesmal mit
‚Verstärkung‘ (Johanna´s Patenonkel und seine Freundin – als Flug-Selbstzahler–
nahmen wir mit, damit Mama und Papa auch mal eine kleine Auszeit haben könnten).
Außerdem war die Reise einen Tag länger. Das frühe Aufstehen, die Fahrt nach Amsterdam
und das Warten am Flughafen hatten Johannas Kreislauf beim letzen Mal ganz
schön zugesetzt. Um die weite Anreise etwas entspannter zu gestalten, fuhren
wir in diesem Jahr an Karfreitag erst einmal bis ins Airport Hotel nach
Amsterdam.
Dadurch, dass der
Weg zum Flughafen schon geschafft war, konnten wir am nächsten Morgen fast wie
gewohnt ‚ausschlafen‘ (Johanna weckt uns IMMER gegen 6). Wir waren dann so früh
eingecheckt, dass wir noch Zeit hatten uns ein ‚Wohlfühl‘-Frühstück zu gönnen. Wir
gaben acht, dass wir wieder fast die letzten beim Boarding waren (auch wenn
Passagiere mit Kindern oder mit Behindertenausweis ja extra zuerst boarden
dürfen) – Johanna fällt Warten sehr schwer und wir würden ja noch lange genug
sitzen müssen.
Wir hatten einen angenehmen, ruhigen Flug. Johanna konnte gut abschalten
und ‚vorschlafen‘ – durch die Zeitverschiebung würde es ja ein langer Tag
werden (Curacao ist 5 Stunden zurück). Am Ende musste sie leider doch wieder
brechen, hat aber danach weitergeschlafen und diesmal auch eine gesunde
Gesichtsfarbe behalten, so dass wir uns nicht solche Sorgen machen mussten.
Als wir nach der
Landung auf Curacao hinaus in 30° traten und sagten, wir seien nun auf Curacao,
guckte uns Johanna wieder staunend, freudig und doch ein wenig ungläubig an -
als wolle sie sich bloß nicht zu früh freuen – aus Angst, sie könne etwas
falsch verstanden haben oder jeden Moment aus dem schönen Traum erwachen (so hatte
sie auch schon geschaut, als wir losfuhren und ankündigten wir würden uns nun
auf den Weg nach Curacao machen und als wir den Einstieg ins Flugzeug
kommentierten). Pauline hingegen nagelte uns schon mal fest, dass sie am
gleichen Tag auf jeden Fall noch in den Pool dürfe ;)
In den Dolphin Suites angekommen brachten wir nur schnell
unser Gepäck aufs Zimmer und machten uns auf den Weg zum Therapiecenter. Bei
jedem Schritt stieg Johanna´s Vorfreude weiter an! Wir gingen die Delfine
besuchen, an den Strand und – na klar, Pauline hatte das ja so ausgehandelt– in
den Pool.
Etwa um Viertel
vor Sieben ging dann die Sonne unter und alle legten sich „früh“ schlafen.
Ostersonntag
begannen wir mit einem Frühstück am Strand und machten das erste Gruppenfoto –
für den email-Ostergruß an die Großeltern. Der Osterhase hatte doch tatsächlich
ein paar Kleinigkeiten für Johanna und Pauline bis nach Curacao gebracht und an
der Rezeption hatte er ein paar Schokoeier für die Kinder abgegeben.
Nach 1 1/2 Tagen kurzer Eingewöhnung ging
es an Ostermontag dann so richtig los! Zunächst gab es eine Einführungsveranstaltung/Begrüßung
im CDTC und am frühen Nachmittag dann endlich das Wiedersehen mit Astrid –
Johanna´s Therapeutin vom letzten Jahr! Johanna strahlte und konnte nun endlich
glauben, dass sie nicht fantasierte, sondern dass sie wirklich und wahrhaftig
mit den Delfinen schwimmen würde J! Überglücklich und ohne zu zögern ging Johanna mit ‚ihrer‘
Astrid mit und war sofort ‚angekommen‘.
Johanna strahlt Astrid nicht nur zur
Begrüßung an und erkennt sie ganz klar wieder – sie kann auch an die Therapie
vom letzten Jahr anknüpfen. Johanna wählt aus, was Dee-Dee spielen soll – nicht
immer ist klar, ob Johanna gezielt auswählt. Ob Dee-Dee mit dem Ball oder mit
was anderem spielt, ist aber doch auch wirklich egal ;) Bei den ‚richtig
wichtigen Fragen‘ (möchtest du weiter mit Dee-Dee schwimmen?) wählt Johanna
ganz sicher und bewusst die „Ja“ Karte! Das „Surfbrett“ und Dee-Dee singen
lassen oder mit ihr tanzen, mag Johanna auch sehr.
In diesem Jahr ist
es für Johanna möglich, dass die konkreten Fotokarten durch abstraktere
Symbolkarten ergänzt werden – so kommen auch die „Ja“ und „Nein“ Karte neu
hinzu.
Beim letzten Mal hatte Johanna (fast) nur
Augen für ‚ihren‘ Delfin. In diesem Jahr ist Johanna in der Lage beim Spielen mit
dem Delfin auch mit der Therapeutin in Kontakt zu sein, sich rück zu versichern
und ihren Blicken zu folgen.
Johanna nimmt zwanghaft
immer wieder die Hände in den Mund und behindert sich dadurch selbst - sie kann
die Hände ja nicht gleichzeitig im Mund haben und anderweitig sinnvoll nutzen...
Astrid hat die Idee, es doch mal mit einem „Kauschlauch“ zu versuchen, den wir
Johanna als Kette umhängen. Johanna nimmt den Kauschlauch sehr gut an, kaut
darauf herum und kann üben, ihre Hände zielgerichtet einzusetzen. Hier in
Deutschland werden wir immer wieder gefragt, wer denn auf diese überzeugende Idee
gekommen sei. „Dafür mussten wir erst nach Curacao fliegen.“
In diesem Jahr
durften wir auf Curacao auch die Brucker Feedback Methode kennenlernen. Johanna
war ganz wach und interessiert und hat gemerkt, dass sie mit Bewegungen des
Fußes einen Ton und einen Strich auf dem Monitor beeinflussen konnte. Johanna
ist allerdings ein quirliges kleines Mädchen, das noch 1000 andere Bewegungen
macht... Johanna und das Verfahren können sich erst mal noch etwas weiterentwickeln
;) – vielleicht ist es etwas für später. Ein netter Nebeneffekt der Probesitzung
war, dass Johanna den Therapeuten sehr nett fand, einen guten ‚Draht‘ zu ihm
hatte und wir nun hoffen, dass er ihr nächster Therapeut sein wird. Johanna´s bisherige
Therapeutin Astrid hatte nach Johanna nur noch einen Therapiezyklus/ein Kind in
der Therapie und ist jetzt wieder in Amsterdam als Therapeutin tätig. Wir
wollen uns vor unserem Flug 2013 nach Möglichkeit kurz am Amsterdamer Flughafen
treffen.
Johanna ist nach
der Therapie 2012 wieder ein ganzes Stück sicherer im Wasser. Sie ‚schwimmt‘
mit Schwimmscheiben und nimmt dabei nun auch Hände und Arme zu Hilfe.
Sie ist ‚wacher‘,
sucht und hält intensiver direkten Blickkontakt. Johanna kann an Kommunikation
mehrerer Personen untereinander teilhaben.
Johanna geht nun in die erste Klasse. Wir
haben im letzten Jahr (vor der Therapie) gedacht, dass wir schulbedingt eine
Therapiepause machen werden.
Auf dem Zuschauersteg
für die Angehörigen geben sich Mama und Papa das Versprechen für und mit
Johanna und Pauline wieder zukommen. Beide Kinder wachsen hier über sich hinaus
und können das auch mitnehmen! Wir alle tanken
Sonne, Kraft, Gelassenheit und
Wärme, fühlen uns wohl, können entspannen und merken, wie glücklich wir
sein können/sind! Das manchmal schwierige Leben mit einem behinderten Kind ist
so einfach! Und so schön!
Manch einer fragt
sich vielleicht “lohnt sich Delfintherapie?“. So wie manche auch sagen „ich
könnte das nicht“ (ein behindertes Kind haben? lieben?). Wir lieben Johanna,
wussten vorher auch nicht, ob wir „das können“. Delfintherapie hilft uns als
Familie „es zu können“. Pauline, Mama und Papa und allen voran Johanna
profitieren enorm von den zwei Wochen Intensivtherapie. Johanna so glücklich
erleben zu können und zu sehen, wie sie kleine (oder auch nur kleinste)
Fortschritte macht - neben Pauline, die jedes Mal aufblüht, den Pool unsicher
macht und so stolz auf ihre Schwester ist und auf das, was sie selbst im Kids
Club alles tun darf (Delfintrainertag; Seegurken, See-Äpfel und Schnecken
anfassen; Mama und Papa das See Aquarium erklären) – machen die Delfintherapie
für uns sinnvoll und wichtig!
Manchmal haben
wir fast ein schlechtes Gewissen, die Zeit auf Curacao so zu genießen und nun
ein drittes Mal fliegen zu wollen – aber hier tanken wir alle auf.
Wir sind froh,
dass es liebe Menschen gibt, die uns helfen Johanna diesen ‚Therapieluxus‘ zu ermöglichen.
Denn sie hat ihn verdient. Sie ist eine süße Maus, die fast all ihre Gedanken
für sich behalten muss und immer auf unsere Hilfe angewiesen sein wird.
Johanna ist ein
ausgeglichenes, glückliches, freundliches Mädchen und wir wünschen uns und
arbeiten daran, dass dies auch so bleibt und dass sie sich verstanden fühlt.
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